Laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) fällt es Menschen in Europa immer schwerer, ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Beruflichem und Privatem zu finden. Überstunden und beruflicher Stress stehen für viele Arbeitnehmende auf der Tagesordnung – zum Leidwesen des Privatlebens.

Für jeden 5. Beschäftigten hat sich die Work-Life-Balance in den letzten Jahren verschlechtert

Der Wunsch nach einer besseren Work-Life-Balance wird laut. Doch was steckt überhaupt hinter diesem auf den ersten Blick etwas irreführenden Begriff? Sind Arbeit und Privatleben wirklich zwei Gegensätze, die ausbalanciert werden müssen? Wir gehen dem Phänomen auf den Grund und zeigen euch, wie eine gute Work-Life-Balance in eurem Unternehmen aussehen könnte.

 

Definition: Was ist Work-Life-Balance?

Der Begriff Work-Life-Balance beschreibt das Bestreben, ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Leben herzustellen. Karriere machen und gleichzeitig noch genug Zeit für Familie, Freunde und Hobbys haben – viele Arbeitnehmende leisten einen täglichen Balanceakt zwischen ihren beruflichen und privaten Zielen.

Das Konzept der Work-Life-Balance geht davon aus, dass wir nur begrenzte Zeit- und Energieressourcen zur Verfügung haben, die es gleichmäßig auf die unterschiedlichen Lebensbereiche aufzuteilen gilt.

Arbeit und Privatleben werden hier teilweise als Gegensätze behandelt, teilweise aber auch als eng verzahnte Verbindung, wie es bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf der Fall ist. Wieder andere Ansätze vertreten die Meinung, dass letztendlich einer der Lebensbereiche überwiegt.

In der Realität ist es wohl meistens eine Mischung aus alledem. Der Grundgedanke hinter Work-Life-Balance ist, Leben und Arbeit so miteinander zu verbinden, dass sie sich gegenseitig stärken – und wir sowohl ein erfülltes Arbeits- als auch Privatleben führen.

 

Was gehört alles zu einer guten Work-Life-Balance?

Das Leben ist sehr komplex. Dieses organisieren und alle unterschiedlichen Ziele und Erwartungen unter einen Hut bringen zu wollen, ist ein verständlicher Wunsch. Am Ende des Tages bezieht sich Work-Life-Balance nicht nur auf die beiden scheinbar gegensätzlichen Bereiche Arbeit und Privatleben. Vielmehr müssen dabei alle Lebensbereiche berücksichtigt werden.

In diesem Zusammenhang werden oft folgende vier Säulen des Lebens aufgeführt:

  • Beruf und Finanzen: Alles, was die Karriere und den beruflichen Erfolg betrifft
  • Sinn und Kultur: Alles, was unsere Sinne anspricht und zur Selbstverwirklichung beiträgt
  • Familie und Freundschaft: Alles, was unser Sozialleben ausmacht und das Bedürfnis nach Anerkennung erfüllt
  • Gesundheit und Fitness: Alles, was zu unserer körperlichen Gesundheit beiträgt, von Sport über Ernährung bis hin zu Entspannung

Work-Life-Balance heißt nun aber nicht, all diese Bereiche zu jedem Zeitpunkt im gleichen Verhältnis zu halten. Vielmehr ist das Ziel, einen eigenen Rhythmus zu finden und die eigenen Zeit- und Energieressourcen nach den individuellen Wünschen einzuteilen.

Jeder und jede hat eigene Prioritäten. Und diese verändern sich. Daher muss die Work-Life-Balance immer wieder hinterfragt und neu ausgerichtet werden. Sie ist somit kein idealer Zustand, den es einmal zu erreichen gilt. Stattdessen steckt dahinter ein ständiges Ausbalancieren – selbstbestimmt und nach eigenem Ermessen.

Work-Life-Balance-Modell: Die 4 Säulen des Lebens

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Die Bedeutung von Work-Life-Balance in der heutigen Zeit

Für jeden fünften Beschäftigten hat sich die Work-Life-Balance in den letzten Jahren verschlechtert. Zu diesem Ergebnis kam die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY in ihrer Jobstudie 2021, bei der über 1500 Beschäftigte in Deutschland zu ihrer Motivation und Zufriedenheit in ihren Jobs befragt wurden.

Als die beiden Hauptgründe für ihre schlechtere Work-Life-Balance nannten die Studienteilnehmenden eine Zunahme ihrer Arbeitsstunden sowie mehr Verantwortung im Job.

Zusammengefasst lassen sich folgende Faktoren identifizieren, die den Balanceakt zwischen Arbeit und Privatleben in der heutigen Zeit erschweren:

  • Technologischer Fortschritt: Die moderne Technologie sorgt dafür, dass wir heute viel besser erreichbar und völlig orts- sowie zeitungebunden vernetzt sind. Die Folge: Die Trennung von Arbeit und Freizeit wird immer mehr aufgehoben.
  • Flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice: Homeoffice kann auf der einen Seite zwar eine gute Option sein, um Arbeit und Privatleben flexibel miteinander zu verbinden. Auf der anderen Seite birgt das Modell aber auch die Gefahr, dass die Bereiche zu sehr miteinander verschwimmen.
  • Fachkräftemangel: Entwicklungen wie der demografische Wandel sorgen dafür, dass die Anzahl an qualifizierten Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt immer knapper wird. Das bedeutet mehr Arbeit für weniger Personal.
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist nicht immer leicht. In vielen Familien sind heutzutage beide Eltern erwerbstätig, gleichzeitig fehlen vielerorts aber geeignete Kinderbetreuungsangebote. Eine Herausforderung, die sich auch auf die Work-Life-Balance auswirkt.
  • Höhere Anforderungen im Berufsleben: Von den Arbeitnehmenden wird heute viel abverlangt, was zum Beispiel Eigenverantwortung, außerordentliches Engagement und Selbstmanagement angeht. Mehr Verantwortung geht dabei aber auch mit einer höheren Belastung einher.
23 % der Arbeitnehmenden würden auf einen Teil des Gehalts verzichten, wenn sie im Gegenzug mehr Freizeit bekommen

Das wünschen sich junge Arbeitnehmende

Bei all den eben genannten negativen Einflussfaktoren auf die Balance zwischen Karriere und Leben überrascht es nicht, dass Arbeitnehmende, die jetzt den Arbeitsmarkt betreten, dem Thema eine erhöhte Bedeutung zumessen. Jungen Arbeitnehmenden der Generationen Y und Z ist eine gute Work-Life-Balance bei der Suche nach einer passenden Stelle heute wichtiger denn je.

Laut der Zenjob-Studie Future of Work 2021 wünschen sich 78 Prozent der jungen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen eine klare Abgrenzung von Beruflichem und Privatem. Am wichtigsten ist ihnen bei dem Thema Autonomie: 83 Prozent wollen sich ihre Zeit selbst einteilen und nach ihrem eigenen Rhythmus arbeiten.

83 % der jungen Arbeitnehmenden wollen sich ihre Arbeitszeit selbst einteilen und nach ihrem eigenen Rhythmus arbeiten

Warum ist eine gute Work-Life-Balance wichtig?

Aber warum ist eine gute Work-Life-Balance denn jetzt überhaupt so wichtig? Sollte es euch als Arbeitgebende nicht sogar zum Vorteil sein, wenn sich eure Mitarbeitenden ganz auf ihre Arbeit fokussieren? Die Antwort ist: Um im Beruf voll leistungsfähig zu sein, ist eine gesunde Balance Voraussetzung.

Ein ungesundes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben sorgt für Stress, der zu weniger Zufriedenheit sowie weniger Produktivität am Arbeitsplatz führt und langfristig krank machen kann – was euch schließlich ungünstige Ausfallzeiten beschert.

Im Umkehrschluss sorgt eine gesunde Work-Life-Balance in eurem Unternehmen für glückliche, zufriedene, motivierte und produktive Mitarbeitende.

Work-Life-Balance steigert die Mitarbeiterzufriedenheit

Ermöglicht ihr euren Mitarbeitenden eine gute Work-Life-Balance, sorgt ihr für ein angenehmes, ausgeglichenes Betriebsklima, in dem sich alle wohlfühlen. Zufriedene Mitarbeitende, die sowohl in ihrem Berufs- als auch Privatleben Erfüllung finden und in beiden Bereichen ihre individuellen Ziele verfolgen können, sind motivierter und kommen jeden Morgen gerne zur Arbeit.

Zudem bleiben sie eurem Unternehmen länger treu. Unternehmen, denen die Work-Life-Balance ihrer Belegschaft am Herzen liegt, sind attraktive Arbeitgeber, die qualifizierte Talente anziehen und langfristig Mitarbeitende an sich binden.

Work-Life-Balance steigert die Leistungsfähigkeit

Ausgeglichene Arbeitnehmende, die eigenverantwortlich über ihre Zeit und ihre Energie bestimmen können, sind leistungsfähiger. Jeder und jede nimmt im Leben, sowohl privat als auch beruflich, die unterschiedlichsten Rollen ein. Wer diese selbstbestimmt wählen und gestalten kann, erfüllt diese mit voller Einsatzbereitschaft.

Wenn ihr eurer Belegschaft diese Autonomie gewährt, profitiert ihr von proaktiven Mitarbeitenden, die Verantwortung übernehmen, eine hohe Arbeitsmotivation an den Tag legen und insgesamt produktiver sind. Weil sie keine Kompromisse eingehen, sondern selbstsicher Entscheidungen treffen.

Work-Life-Balance-Maßnahmen steigern die Produktivität pro Erwerbstätigenstunde um 1,6 %

Work-Life-Balance-Tipps für euer Unternehmen

Im Folgenden wollen wir euch konkrete Work-Life-Balance-Maßnahmen vorstellen, die ihr in eurem Unternehmen für mehr Mitarbeiterzufriedenheit umsetzen könnt.

Benefits für mehr Ausgleich

Eine relativ einfache Möglichkeit, private und berufliche Aspekte eurer Mitarbeitenden in Einklang zu bringen, ist, ihnen entsprechende Benefits anzubieten. Es gibt eine große Auswahl an Maßnahmen, um die Gesundheit eurer Mitarbeitenden zu fördern, sie bei der Freizeitgestaltung zu unterstützen oder ihnen bei dem Balanceakt zwischen Arbeit und Familie unter die Arme zu greifen.

Attraktive Benefits für eine gute Work-Life-Balance sind beispielsweise:

  • Angebote zur Kinderbetreuung, z. B. eine betriebliche Kindertagesstätte
  • Kostenlose Versorgung und gesundes Essen in der Kantine
  • Betriebliches Gesundheitsmanagement
  • Sportkurse oder Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio
  • Möglichkeit zu einem Sabbatical

Fortbildungen für besseres Selbstmanagement

Work-Life-Balance hat auch viel mit Selbstmanagement zu tun. Eure Mitarbeitenden stehen selbst in der Verantwortung, ihre unterschiedlichen Lebensbereiche nach ihren Wünschen zu gestalten. Manche brauchen dafür jedoch etwas mehr Unterstützung als andere.

Möglicherweise haben sich manche auch noch gar nicht intensiv mit dem Thema beschäftigt. Versorgt eure Belegschaft mit allen wichtigen Informationen, die sie für ein erfülltes Arbeitsleben brauchen. Dafür könnt ihr beispielsweise interessante Blogbeiträge in eurem Social Intranet postet und Expertenwissen teilen.

Zusätzliche Fortbildungskurse, beispielsweise zum Zeitmanagement oder zur Stressbewältigung, helfen euren Mitarbeitenden dabei, sich besser zu organisieren.

Geregelte Arbeitszeiten

2016 kam eine Studie der World Health Organization (WHO) und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zu einem alarmierenden Ergebnis: Schätzungen zufolge waren im genannten Jahr etwa 745 000 Todesfälle durch Schlaganfall und Herzkrankheiten auf lange Arbeitszeiten zurückzuführen. Arbeitszeiten von 55 oder mehr Stunden pro Woche sollen demnach das Risiko für einen Schlaganfall um 35 Prozent erhöhen.

Geregelte Arbeitszeiten sind somit ein wichtiger Faktor für eine gesunde Belegschaft. „Geregelt“ heißt dabei:

  • Überstunden reduzieren
  • Unregelmäßige Schichtarbeit vermeiden
  • Flexible Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit oder Homeoffice ermöglichen

Insgesamt solltet ihr einen gesunden Rhythmus von Freizeit und Arbeit fördern und euren Mitarbeitenden mehr Selbstbestimmung bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeit geben.

Lange Arbeitszeiten von 55 oder mehr Stunden die Woche erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall um 35 %

Soziale Kontakte fördern

Die soziale Komponente muss sich nicht nur auf das Privatleben beschränken. Freundschaft, Wertschätzung und Anerkennung sind Werte, die ihr auch im Arbeitsalltag leben solltet. Mit regelmäßigen Teamevents und Teambuilding-Maßnahmen stärkt ihr das Miteinander.

Ein gutes Verhältnis zu den Kollegen und Kolleginnen ist ein wichtiger Bestandteil für ein angenehmes Betriebsklima. Und schließlich macht es auch mehr Spaß, mit Freunden und Freundinnen zusammenzuarbeiten.

Effizienz fördern

Ungleichgewicht entsteht immer dann, wenn der Fokus verloren geht und Energie für unnötige Dinge verschwendet wird. Verbringen eure Mitarbeitenden unverhältnismäßig viel Zeit damit, E-Mails zu beantworten und hin und her zu telefonieren? Dann wird es Zeit, ihre wertvolle Arbeitskraft effizienter einzuteilen.

Kollaborationstools und Instrumente für eine bessere Kommunikation im Team helfen euren Mitarbeitenden, Arbeitsprozesse zu beschleunigen und sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. So bleibt am Ende des Tages mehr Raum für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

Auf die Bedürfnisse eurer Mitarbeitenden hören

Was brauchen eure Mitarbeitenden überhaupt für eine gute Work-Life-Balance? Das findet ihr nur heraus, wenn ihr mit euren Mitarbeitenden sprecht. Mit unserem intelligenten Umfrage-Tool könnt ihr ganz einfach Mitarbeiterbefragungen durchführen. So könnt ihr herausfinden, wie genau es um das Wohlbefinden in eurem Unternehmen bestellt ist und welche Maßnahmen sich eure Belegschaft für mehr Zufriedenheit im Alltag wünscht.

Work-Life-Balance ist schließlich eine sehr individuelle Sache. Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin hat andere Prioritäten, Wünsche und Ziele. Mit einer Unternehmenskultur, die dies anerkennt und von Wertschätzung geprägt ist, stellt ihr die Weichen für ausgeglichene, glückliche und produktive Mitarbeitende.

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