Der Begriff „New Work“ ist spätestens seit der Corona-Pandemie, die in vielen Unternehmen eine Umstrukturierung von Arbeitsweisen quasi über Nacht erforderte, in aller Munde. Ganz neu ist der New-Work-Trend aber nicht: Die New-Work-Bewegung geht zurück auf den Sozialphilosophen Frithjof Harold Bergmann, der in den 1970er-Jahren begann, sich kritisch mit dem Spannungsfeld zwischen Lohnarbeit und Arbeit, die man wirklich will, auseinanderzusetzen.
Bergmanns Idee von einer „Neuen Arbeit“, die auf Handlungsfreiheit und Selbstständigkeit beruht, ist heute einer der wichtigsten Megatrends der Zukunft. Die Digitalisierung, aber auch die veränderten Wertvorstellungen der Generationen Y und Z treiben den Wandel der Arbeitswelt rasant voran.
In diesem Beitrag geben wir euch einen Einblick in die 15 wichtigsten New-Work-Trends und Entwicklungen, die die Zukunft der Arbeit schon heute beeinflussen.
- 1. Sinn statt Geld
- 2. Work-Life-Blending statt Work-Life-Balance
- 3. Flexible Arbeitszeiten statt 9 to 5
- 4. 4-Tage-Woche statt Vollzeit
- 5. Leistung statt Arbeitszeit
- 6. Gig Economy statt Festanstellung
- 7. Hybrides Arbeiten statt Büropflicht
- 8. Das Büro als Kreativplatz statt Arbeitsplatz
- 9. Digital Workplace statt isolierter Tools
- 10. Kollaboration statt Kooperation
- 11. Asynchrone statt synchroner Kommunikation
- 12. Dezentralisierung statt steiler Hierarchien
- 13. Vertrauen statt Kontrolle
- 14. Resilienz statt Effizienz
- 15. Mensch statt Arbeitskraft
1. Sinn statt Geld
Jungen Arbeitnehmenden ist heute eine sinnvolle Arbeit wichtiger als eine überdurchschnittliche Bezahlung. Das geht aus einer Studie des Zukunftsinstituts im Auftrag der Personalberatungsfirma Signium hervor. Demnach wünschen sich 87 Prozent der Millennials einen erfüllenden Job, während das Gehalt nur für knapp über der Hälfte der Studienteilnehmenden ein Anreiz bei der Jobwahl ist.
Harte Faktoren wie Einkommen und Status treten in der Arbeitswelt der Zukunft immer mehr in den Hintergrund. Stattdessen gewinnen weiche Faktoren wie die Sinnhaftigkeit der Aufgaben, Selbstbestimmtheit, persönliche Weiterentwicklung, Flexibilität, Gestaltungsfreiräume und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf an Bedeutung.
Umso wichtiger ist es, dass sich auch Unternehmen der Sinnfrage und ihrer Verantwortung gegenüber ihren Stakeholdern und der Gesellschaft stellen. Corporate Social Responsibility (CSR) ist eine Win-win-Situation für alle: für die Gesellschaft, die Mitarbeitenden und nicht zuletzt das Unternehmen, das durch sein nachhaltiges und verantwortungsvolles Wirtschaften zukunftsfähig bleibt und motivierte Fachkräfte anzieht.
Erfahre mehr dazu, wie ihr eure Unternehmenskommunikation optimieren könnt – individuell und persönlich.
2. Work-Life-Blending statt Work-Life-Balance
Während das Modell der Work-Life-Balance Arbeit und Leben im Grunde als Gegensätze sieht, die ins Gleichgewicht gebracht werden sollen, sind diese Grenzen beim New-Work-Trend Work-Life-Blending aufgehoben. Arbeit bezieht sich nicht mehr nur auf den täglichen Broterwerb, sondern auf alle Tätigkeiten im Leben. Arbeit ist Teil des Lebens, Privat- und Berufsleben gehen fließend ineinander über.
Das Kind von der Kita abholen, zwischendurch Einkäufe erledigen oder einen Arzttermin wahrnehmen – all das lässt sich im Sinne von Work-Life-Blending flexibel in den Arbeitsalltag integrieren. Das Ziel ist es, den Alltag selbstbestimmt nach den eigenen Bedürfnissen zu gestalten und Arbeits- sowie Privatleben harmonisch zu vereinen.
3. Flexible Arbeitszeiten statt 9 to 5
Starre Arbeitszeiten, bei denen jeden Morgen um die gleiche Uhrzeit der Laptop hochgefahren und pünktlich acht Arbeitsstunden später wieder zugeklappt wird, gehören der Vergangenheit an. Neben dem Modell der Gleitzeit setzen immer mehr Unternehmen auf die Vertrauensarbeitszeit – überlassen es also ihren Mitarbeitenden, ihre Arbeitszeit selbstständig zu erfassen und zu gestalten.
Dadurch ist es den Mitarbeitenden möglich, individuell nach ihrem eigenen Rhythmus zu arbeiten – und zwar dann, wenn sie am produktivsten sind.
4. 4-Tage-Woche statt Vollzeit
Lange Zeit galt die 40-Stunden-Woche an fünf Arbeitstagen als Standard, jedoch geht der Trend seit einigen Jahren in Richtung 4-Tage-Woche. In einigen europäischen Ländern wie Großbritannien und Spanien wird eine verkürzte Arbeitszeit aktuell im Rahmen von Pilotprojekten getestet. In Belgien, Island und Schweden gab es nach erfolgreichen Testphasen mittlerweile schon eine entsprechende Arbeitsreform.
In Deutschland ist die Politik noch zurückhaltend, unabhängig davon haben vereinzelte Firmen die 30-Stunden-Woche eingeführt. Die verkürzte Arbeitszeit soll die Mitarbeiterzufriedenheit steigern und die Effizienz fördern.
💡 Mehr zu den Vor- und Nachteilen der 4-Tage-Woche lest ihr in unserem Blog.
5. Leistung statt Arbeitszeit
Insgesamt geht der Trend weg davon, die Arbeit rein zeitlich zu erfassen. Es ist also nicht mehr zwingend notwendig, dass die Mitarbeitenden jeden Tag in einem bestimmten Zeitfenster anwesend sind, sondern dass die Aufgaben zuverlässig erledigt werden.
Die Arbeitsleistung steht im Mittelpunkt. Am Ende zählt das Ergebnis. Wie die Mitarbeitenden dieses erreichen, ist ihnen frei überlassen. Dadurch wird auch Raum geschaffen für kreative Lösungswege und innovative Ideen.
Durch Zusatzleistungen wie Bonuszahlungen könnt ihr eure Mitarbeitenden zusätzlich motivieren und ihre Leistungen belohnen.
6. Gig Economy statt Festanstellung
Als Gig Economy wird der Arbeitsmarkt für zeitlich befristete Aufträge bezeichnet, der sich vorwiegend an Freelancer:innen und geringfügig Beschäftigte richtet. Es handelt sich dabei um flexible Beschäftigungsverhältnisse, die entweder auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt oder projektbezogen sind.
Der Kontakt zwischen den Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden wird in der Regel durch eine Personalvermittlung hergestellt, oft in Form einer Online-Plattform. Bekannte Beispiele für solche Plattformen sind Uber, Lieferando und Fiverr.
Schätzungen von Statista gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2027 die Hälfte der Arbeitnehmenden in den USA einer Gig-Arbeit nachgehen wird. In Deutschland arbeiten aktuell rund 10 Prozent der Beschäftigten als Freelancer:innen.
7. Hybrides Arbeiten statt Büropflicht
Nicht nur zeitliche, sondern auch räumliche Flexibilität ist bei den New-Work-Trends ein Thema. Spätestens die Corona-Krise hat Remote Work zum Megatrend gemacht. Viele Mitarbeitenden, die im Zuge der Homeoffice-Pflicht ihren Arbeitsplatz in die eigenen vier Wände verlagerten, wollen die Vorteile des Homeoffice auch heute nicht mehr missen. Wieder andere kehren nach und nach in die Büros zurück.
Die Zukunft der Arbeit findet aber weder vollständig im eigenen Zuhause noch 40 Stunden im Büro statt – sondern eben da, wo man sich gerade aufhält. Das kann im Prinzip auch der Coffeeshop im fernen Urlaubsland während einer Workation sein. Oder aber doch der flexible Co-Working-Space im Unternehmen.
💡 Die ideale Kombination von Remote Work und der Arbeit im Büro nennt sich Hybrid Work. Tipps, wie ihr dieses Arbeitsmodell in eurem Unternehmen umsetzen könnt, geben wir euch in unserem Blogartikel zum hybriden Arbeiten.
8. Das Büro als Kreativplatz statt Arbeitsplatz
Auch wenn Remote Work auf dem Vormarsch ist, wird das Büro voraussichtlich nicht ganz verschwinden, sondern im Rahmen von Hybrid Work eine neue Bedeutung bekommen. Während sich Remote Work vor allem für Deep Work eignet, also das konzentrierte, ungestörte Arbeiten, dient das Büro als Ort, um
- die Unternehmenskultur zu leben,
- sich kreativ auszutauschen,
- gemeinsam Ideen zu entwickeln und
- zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen.
Das Büro wird zu einem lebendigen Kreativplatz, der das Miteinander fördert und eure Werte und Ideen greifbar macht.
9. Digital Workplace statt isolierter Tools
Wenn nicht zentral in einem Büro, wie arbeiten eure Mitarbeitenden in der Zukunft denn dann effizient zusammen? Ganz einfach: in einem Digital Workplace!
Sicherlich habt auch ihr schon das eine oder andere kollaborative Tool in eurem Unternehmen implementiert, um die Kommunikation im Team zu fördern, Projekte zu managen und euer Wissen zu sammeln. Ziel beim digitalen Workplace ist es, diese Tools so zu strukturieren und zu kombinieren, dass sich alle Arbeitsprozesse über eine zentrale Plattform abbilden lassen.
Auf diese cloudbasierte Plattform haben schließlich alle Mitarbeitenden Zugriff – jederzeit, überall und von jedem Endgerät.
Die wichtigsten Vorteile eines Digital Workplace sind:
- Einheitliche Oberfläche für alle Arbeitsprozesse
- Zentraler Zugriff auf alle Daten und Dokumente
- Automatisierung von Prozessen
Anstatt umständlich zwischen unterschiedlichen Anwendungen switchen zu müssen, arbeiten eure Mitarbeitenden effizient und flexibel in einer zentralen Plattform.
10. Kollaboration statt Kooperation
Kooperiert ihr noch oder kollaboriert ihr schon? Wenn ihr euch jetzt fragt, wo denn da der Unterschied liegt, empfehlen wir euch unseren Blogartikel zur Kollaboration. Kurz zusammengefasst lässt sich sagen, dass Kollaboration eine sehr flexible und intensive Art der Zusammenarbeit ist. Anstatt die Projektarbeit in unterschiedliche Teilziele, Aufgaben und Rollen einzuteilen, werden beim kollaborativen Arbeiten alle Beteiligten gleichermaßen einbezogen und arbeiten auf ein gemeinsames Ziel hin.
Kollaboration ist zugleich New-Work-Trend und Antwort auf New Work: In unserer digitalen, flexiblen und komplexen Arbeitswelt braucht es neue Formen der Zusammenarbeit. Die ideale Plattform für die kollaborative Zusammenarbeit ist – aufmerksame Leser:innen wissen es bereits – der Digital Workplace.
11. Asynchrone statt synchroner Kommunikation
Durch die flexiblen Arbeitsmodelle ändert sich auch die Art der Kommunikation: Sie findet zunehmend zeitversetzt, also asynchron, statt. Beispielsweise organisieren sich eure Mitarbeitenden in digitalen Workspaces zu Projektteams, tauschen sich in Chats aus, arbeiten gemeinsam an geteilten Dokumenten, bilden sich mithilfe von Blogs und Schulungsvideos weiter und schicken sich Projektberichte per E-Mail.
Asynchrone Kommunikation hat viele Vorteile:
- Die Mitarbeitenden stehen nicht unter Druck, sofort auf Nachrichten antworten zu müssen. Sie kommunizieren dann, wenn sie Zeit dafür haben.
- Dadurch kommunizieren sie bedachter und effizienter.
- Die Mitarbeitenden können konzentrierter arbeiten, werden nicht ständig unterbrochen und sind sowohl produktiver als auch weniger gestresst.
- Unnötige Meetings ohne konkreten Anlass werden vermieden und somit Zeit gespart.
- Die Kommunikation ist dokumentiert, meist verschriftlicht oder aufgezeichnet, sodass keine Informationen verloren gehen und jederzeit verfügbar sind.
Synchrone Kommunikationsmittel wie Meetings, Videokonferenzen und Telefonate werden nur noch zielgerichtet eingesetzt, zum Beispiel wenn das Anliegen besonders dringend ist oder die zwischenmenschliche Komponente gefördert werden soll.
12. Dezentralisierung statt steiler Hierarchien
2017 wurden im Rahmen einer Studie von StepStone und Kienbaum 12.000 Fach- und Führungskräfte zu ihren bevorzugten Organisationsstrukturen befragt. Das Ergebnis: 80 Prozent der Befragten sprachen sich für flache Hierarchien aus.
Der New-Work-Trend geht aber noch weiter: Hierarchien sollen nicht nur abgeflacht werden, sondern die Steuerung von oben soll durch eine dezentralisierte Organisationsstruktur abgelöst werden. Dezentralisierung heißt, die Mitarbeitenden selbstorganisiert und eigenverantwortlich in autonomen Teams arbeiten zu lassen und sie dazu zu befähigen, selbstständig Entscheidungen zu treffen.
Die Mitarbeitenden übernehmen mehr Verantwortung, können aktiv an der Unternehmensgestaltung teilhaben und sich somit stärker mit dem Unternehmen identifizieren. Führungskräften kommt in dezentralisierten Unternehmensstrukturen schließlich mehr eine Coaching-Rolle zu.
13. Vertrauen statt Kontrolle
Ein Aspekt, der sich nahezu durch alle New-Work-Trends zieht, ist, den Mitarbeitenden mehr Freiheit zu geben, ihren Arbeitsalltag selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu gestalten. Die Voraussetzung dafür ist eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen beruht.
Eine Vertrauenskultur sorgt für ein wertschätzendes, transparentes und angstfreies Miteinander, erhöht die Mitarbeitermotivation und schöpft das volle Potenzial der Mitarbeitenden aus.
14. Resilienz statt Effizienz
Der Begriff Resilienz kommt aus der Psychologie und bedeutet Anpassungsfähigkeit. Damit gemeint ist die Fähigkeit, agil auf Probleme, Herausforderungen und Veränderungen reagieren zu können. In der modernen VUCA-Welt wird diese Fähigkeit immer wichtiger, um zukunftsfähig zu bleiben. Ein resilientes Unternehmen lässt sich von Krisen nicht aus der Bahn werfen, blickt zuversichtlich in die Zukunft und passt sich an die neuen Umstände an.
Die Arbeit der Zukunft ist von einem agilen Mindset geprägt. Es geht nicht so sehr darum, die Leistung und Prozesse auf ein vordefiniertes Ziel hin zu optimieren, sondern die Unsicherheit zu akzeptieren, Risiken einzugehen, aus Fehlern zu lernen und sich auf die aktuellen situativen Gegebenheiten einzulassen.
Veränderung wird ein Teil der Unternehmenskultur. Mit einem stabilen Change Management und einer guten Change-Kommunikation meistert ihr den Wandel der Arbeitswelt heute und morgen.
15. Mensch statt Arbeitskraft
In den New-Work-Trends tritt der Mensch in den Vordergrund. Der Fachkräftemangel wird sich in Zukunft noch weiter verschärfen. Die große Herausforderung für Unternehmen ist, aus dem schwindenden Angebot an qualifizierten Arbeitskräften genau die zu finden, die zum Unternehmen passen – und diese langfristig an sich zu binden.
Im Recruiting-Prozess gilt es dann nicht mehr primär herauszufinden, ob der oder die Bewerber:in die richtigen fachlichen Qualifikationen im Lebenslauf mitbringt, sondern ob es sich um einen Cultural Fit handelt. Es geht darum, die Vorstellungen des Unternehmens mit den Erwartungen, Wünschen und Bedürfnissen der (potenziellen) Mitarbeitenden abzugleichen.
Findet heraus, was eure Mitarbeitenden für eine möglichst positive Employee Experience brauchen, führt regelmäßig Mitarbeiterbefragungen durch, etabliert eine offene Feedbackkultur und reagiert auf die Bedürfnisse eures Personals mit entsprechenden Mitarbeiter-Benefits.
Unternehmen, die sich um ihre Belegschaft kümmern, profitieren von zufriedenen, gesunden, motivierten Mitarbeitenden, die sich gerne den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt stellen und dem Unternehmen lange treu bleiben.